Mit Improtheater zum agilen Mindset

Mit Improtheater zum agilen Mindset

In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt spielt Agilität eine immer größere Rolle. Sie ermöglicht flexiblere Arbeitsprozesse und erhöht die Fähigkeit eines Unternehmens, sich auf neue Anforderungen einzustellen. Vor allem mit der zunehmenden Digitalisierung hat das Thema noch mal richtig Fahrt aufgenommen. Doch die Einführung von agilen Methoden macht noch kein agiles Unternehmen. Agilität muss durch die Mitarbeitenden mit Leben gefüllt werden. Wie kann es gelingen, dass sie ein agiles Mindset aufzubauen?

Agilität setzt auf kooperative Formen der Zusammenarbeit und gemeinsame Werte. Diese sind deshalb relevant, weil sie Orientierung und Sicherheit geben. Werte ermöglichen es uns, auf Bewährtes zurückzugreifen, zum Beispiel in Krisen oder wenn es um Entscheidungen geht. Durch sie gelangen Menschen vom Denken über das Fühlen ins Handeln. Werte wie Mut, Respekt, Offenheit, Vertrauen, Fokus, Selbstverpflichtung, Kommunikation und Feedback gelten als Leitplanken für agiles Handeln.

Werte sind wie Brenngläser, die unsere Lebenskraft bündeln und ihr eine Richtung geben.

Alfried Längle, Psychotherapeut

Was hat Improtheater mit Agilität zu tun?

Beim Improvisationstheater (oder kurz Improtheater) geht es um eine innere Haltung, die dem agilen Mindset sehr ähnlich ist. Improvisation fokussiert auf den Moment. Das Unerwartete ist die Inspiration dafür, etwas Neues entstehen zu lassen; gemeinsam und auf Augenhöhe. Es gibt keinen Plan, kein Drehbuch, sondern nur Vorgaben des Publikums, die im Moment entstehen. Aus ihnen entwickeln die Spielenden spontan und gemeinsam eine Geschichte. Statt fester Rollen schlüpfen die Akteur:innen in immer neue Haupt- und Nebenrollen, die die Geschichte voran und zu einem guten Ergebnis bringen.

Zusammen eine Geschichte entstehen zu lassen ist Teamleistung und das eigene Ego rückt in den Hintergrund. Es geht auch darum, offen zu bleiben. Eine der wenigen Regeln beim Impro heißt: Sag „ja“ zu den Angeboten des Gegenübers. Das kann bedeuten, eine eigene Idee loszulassen, sich auf den Impuls des Gegenübers einzulassen und darauf aufbauend gemeinsam etwas Neues entstehen zu lassen. So entsteht Zusammengehörigkeit.

Beim gemeinsamen Improvisieren geht es auch darum, sich selbst anzunehmen und so ins Spiel einzubringen, wie man ist. Manchmal entstehen daraus die besten Geschichten. Und manchmal auch nicht. Dann gibt es viel Applaus vom Publikum für den Mut, es wenigstens probiert zu haben. Die Teilnehmenden lernen über sich selbst zu lachen und die eigene Fehlbarkeit zu akzeptieren.

Im gemeinsamen Tun wird herausgefunden, was funktioniert und was nicht. In der Improvisation gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, sondern alles ist gut, so wie es ist. Vermeintliche „Fehler“ sind willkommene Herausforderungen, etwas noch einmal auf eine andere Art und Weise auszuprobieren. In der Improvisation lernen die Teilnehmenden proaktiv auf Veränderungen zu reagieren, statt an vorgefertigten Plänen festzuhalten. Es löst auf spielerische Weise vertraute Denkmuster und öffnet Räume, in denen alles erlaubt und möglich ist. Improvisation ist eine permanente Einladung zu Veränderung und Wachstum.

Improtheater steht dafür, nach den Werten eines agilen Mindsets zu handeln

Seit vielen Jahren setze ich in meinen Workshops und Trainings sehr erfolgreich Methoden aus dem Improvisationstheater ein. Mithilfe von Improtheater gelingt es, agile Werte mit Leben zu füllen und auf einer tiefen und persönlichen Ebene erfahrbar zu machen. Die Methoden können wertvolle Wegbegleiter bei der Persönlichkeitsentwicklung und der Teamentwicklung sein.

Natürlich kann ein einzelner Workshop keine komplett neuen Menschen hervorbringen. Aber er bietet eine Fülle an Inspirationen, zukünftig anders mit Herausforderungen umzugehen. Die Teilnehmenden machen die Erfahrung, dass sie wachsen, wenn sie „ja“ sagen und daraus etwas Neues entstehen kann.

Bühne frei!