Stress entsteht im Kopf – das Stressmodell nach Lazarus

Stress entsteht im Kopf – das Stressmodell nach Lazarus

Stress ist ein allgegenwärtiger Begleiter. Ständig sind wir mit Situationen konfrontiert, die unsere Ressourcen und Fähigkeiten herausfordern – und das hat Folgen. Der Psychologe Richard Lazarus war Pionier auf dem Gebiet der Stressforschung. Seine Theorie des Stressmodells, das auf dem Konzept der kognitiven Bewertung beruht, wirft ein Licht auf die Art und Weise, wie wir stressige Situationen wahrnehmen und darauf reagieren. Welche Auswirkungen Stress auf unser körperliches, soziales und seelisches Wohlbefinden hat, hängt dabei ganz entscheidend davon ab, wie wir mit dem Stress umgehen. Und das wirkt sich auch auf unsere Resilienz aus.

Das Stressmodell nach Lazarus

Lazarus‘ transaktionales Stressmodell basiert auf der Idee, dass Stress eine interaktive Beziehung zwischen der Person und ihrer Umwelt darstellt: Unsere Gedanken und Wahrnehmungen spielen eine entscheidende Rolle in unserem Umgang mit Stress. Lazarus teilte diese kognitiven Bewertungen in zwei Hauptkategorien ein: Primäre und Sekundäre Bewertungen. Die primäre Bewertung geht darum, zu erkennen, ob eine Situation eine Bedrohung darstellt oder nicht. Dies entscheidet, ob unser Stress in die Höhe schnellt oder auf einem niedrigeren Niveau bleibt. Die sekundäre Bewertung dreht sich um die Beurteilung, wie gut wir mit der Bedrohung umgehen können.

Primäre Bewertung: Dieser Schritt beinhaltet die Beurteilung einer Situation als entweder irrelevant, positiv oder stressig. Hier fragt sich die Person: „Ist diese Situation wichtig für mich?“ Wenn die Situation als irrelevant oder positiv bewertet wird, löst sie keine nennenswerte Stressreaktion aus. Ist die Situation jedoch stressig, erfolgt die sekundäre Bewertung.

Sekundäre Bewertung: In diesem Schritt geht es darum, die eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu analysieren, um mit der stressigen Situation umzugehen. Die Person stellt sich die Frage: „Habe ich die Fähigkeiten und Ressourcen, um mit dieser Situation umzugehen?“ Je nach Einschätzung der eigenen Kapazitäten wird entweder Bewältigungsstrategien angewendet oder es kommt zu Stress.

Die Rolle der Resilienz

In Lazarus‘ Modell finden sich wichtige Ansätze für die Entwicklung von Resilienz. Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, sich nach belastenden Situationen zu erholen und gestärkt daraus hervorzugehen. Resiliente Menschen können die Herausforderungen des Lebens besser bewältigen, da sie über eine breite Palette von Bewältigungsstrategien und sozialen Unterstützungssystemen verfügen.

Resilienz in der primären Bewertung: Resiliente Menschen neigen dazu, Situationen eher als weniger stressig zu bewerten. Ihre positive Einstellung und ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten ermöglichen es ihnen, auch in schwierigen Situationen Chancen zu sehen.

Resilienz in der sekundären Bewertung: Hier zeigt sich die Stärke der Resilienz in Form von effektiven Bewältigungsstrategien. Resiliente Menschen neigen dazu, Probleme aktiv anzugehen, Lösungen zu finden und Unterstützung zu suchen, wenn nötig. Sie lassen sich nicht so leicht entmutigen und bleiben flexibel in ihrer Herangehensweise.

Die Entwicklung von Resilienz

Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann entwickelt werden. Hier sind einige Schritte, um die eigene Resilienz zu stärken:

  1. Selbstbewusstsein: Sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu sein, bildet die Grundlage für die Entwicklung von Resilienz.
  2. Soziale Unterstützung: Ein starkes soziales Netzwerk bietet emotionale Unterstützung und Perspektiven von außen, die bei der Bewältigung von Stress hilfreich sind.
  3. Problemlösungsfähigkeiten: Die Fähigkeit, Probleme systematisch anzugehen und Lösungen zu finden, fördert das Gefühl der Kontrolle.
  4. Flexibilität: Flexibles Denken und die Bereitschaft, sich an neue Situationen anzupassen, sind zentrale Aspekte der Resilienz.
  5. Selbstfürsorge: Eine gesunde Lebensweise, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Entspannung tragen zur psychischen Widerstandsfähigkeit bei.

Umgang mit Stress wirkt sich auf Resilienz aus

Das Stressmodell nach Lazarus verdeutlicht, dass Stress mehr ist als nur die Reaktion auf äußere Faktoren – es ist eine komplexe Wechselwirkung zwischen individuellen Bewertungen und Ressourcen. Resilienz spielt eine essenzielle Rolle bei der Stressbewältigung, indem sie Menschen hilft, Situationen positiver zu bewerten und effektive Strategien zur Bewältigung anzuwenden. Die Entwicklung von Resilienz eröffnet die Möglichkeit, Herausforderungen nicht nur zu überwinden, sondern auch gestärkt aus ihnen hervorzugehen.