Kintsugi: Die Kunst der Selbstheilung

Kintsugi: Die Kunst der Selbstheilung

„Das Leben ist eine Serie von natürlichen und spontanen Veränderungen. Lass es zu, dass Veränderungen geschehen.“ Diese chinesische Weisheit findet ihre künstlerische Entsprechung in der traditionelle japanische Handwerkskunst des Kintsugi: Zerbrochene Keramikstücke werden an den Bruchstellen kunstvoll mit Gold wieder miteinander verbunden. Es entstehen individuelle Kunstwerke, deren „Narben“ ihre besondere und individuelle Schönheit ausmachen. Für mich ein wundervolles Bild für Selbstheilung und den Umgang mit vermeitlichen „Fehlern“.

Die Essenz von Kintsugi

Kintsugi, übersetzt als „goldene Verbindung“, ist eine jahrhundertealte japanische Kunstform, bei der zerbrochene Keramik mit einer Mischung aus Lack und pulverisiertem Gold, Silber oder Platin repariert wird. Statt die Risse zu verbergen, betont Kintsugi sie, indem sie mit edlen Metallen gefüllt werden. Das Ergebnis ist nicht nur eine restaurierte Schönheit, sondern auch ein einzigartiges Kunstwerk, das die Geschichte und den Charakter des zerbrochenen Objekts in sich trägt.

Die Analogie zur Resilienz

Was hat das mit Resilienz zu tun? Resilienz steht für die Fähigkeit, nach Rückschlägen oder widrigen Umständen wieder aufzustehen. Und zwar stärker und widerstandfähiger als vorher. Resilienz steht für persönliches Wachstum. Und hier liegen auch die Parallelen zur Kunst des Kintsugi. Beide Konzepte erkennen die Realität von Brüchen und Rissen an, anstatt sie zu verbergen:

Brüche akzeptieren

Kintsugi lehrt uns, dass Brüche Teil des Lebens sind und akzeptiert werden sollten. Ähnlich erfordert Resilienz die Fähigkeit, die Realität von Schwierigkeiten zu akzeptieren, anstatt sie zu leugnen oder zu ignorieren.

Unser größter Ruhm besteht nicht darin, dass wir niemals fallen, sondern dass wir jedes Mal aufstehen, wenn wir fallen.

Konfuzius

Die eigene Geschichte wertschätzen

Durch das Hinzufügen von Gold zu den Rissen betont Kintsugi nicht nur die Reparatur, sondern auch die Geschichte des Objekts. Resiliente Menschen betrachten ihre Rückschläge nicht nur als Hindernisse, sondern als Teil ihrer Lebensgeschichte, die ihre Stärke und Erfahrung geformt hat. Und so manche Ent-Täuschung bietet die Chance auf einen neuen Anfang.

Individualität und Einzigartigkeit

Jedes Kintsugi-reparierte Stück ist ein Unikat. Resilienz betont die Individualität der Bewältigungsmechanismen. Was für eine Person funktioniert, mag für eine andere nicht geeignet sein, und das ist völlig in Ordnung.

Kintsugi als Inspirationsquelle

Die Verbindung zwischen Kintsugi und Resilienz zeigt uns, dass aus Brüchen und Fehlern wertvolle Lehren und Erfahrungen erwachsen können. Eine positive Fehlerkultur, der Glaube an unsere Selbstwirksamkeit, Achtsamkeit im Umgang mit unseren Gedanken und die Wertschätzung für das Gute in unserem Leben sind Schlüsselelemente, um unsere innere Resilienz zu stärken.

Lese auch: „Kintsugi und Resilienz – Wie wir Fehler wertschätzen“ von Sebastian Mauritz, Resilienz-Akademie